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Poetry slam

Titel

Kampf gegen

Datum

18.01.2019 - Slammen gegen Rassismus in Hamburg St. Pauli

Rolle

Text, Audio, Live

Ich bin Boxerin

Man denkt vielleicht nicht gleich, dass ich das bin

Schließlich ist bei mir noch alles gerade – keine platte Boxer-Nase

Weil ich bisher gewonnen habe

Denn ich stieg immer für die Guten in den Ring

Um das Böse an den Boden zu bringen

Mein nächster Kampf steht an

Und mein Gegner ist wieder mal dran

Er kommt aus einem Team, das Angst und Terror verbreitet

Sein „Schlägerclub“ hat ihn herbegleitet.

Dort müssen alle von derselben Herkunft sein

Fremde lassen sie nicht rein

Schon lange haben sich unsere Teams bekriegt

Ich spüre den Hass, der zwischen uns liegt

Faust gegen Faust

Schlag gegen Schlag

Hass gegen Hass

Kurz vor dem Kampf sitzt jeder Boxer einsam in der eigenen Kabine

Zwei dunkle Räume mit dicken Wänden

Die Schutz vor dem Lärm in der Boxhalle spenden.

Es dringt nichts hinein, kein Licht

Alles andere außer meinen Sieg sehe ich nicht.

Um zu gewinnen brauche ich einen Gegner, jemanden zum Dagegen sein

Gegen wen? So richtig weiß ich es nicht

Hauptsache dagegen

Hauptsache kämpfen gegen das Böse

Mein Name wird ausgerufen, aus der Halle dringt nun lautes Getöse

Aus dem Schatten aus meiner Kabine laufe ich Richtung Scheinwerferlicht

Vergesse dabei meine Haltung nicht

Niemals, nie nach unten beugen

Von Anfang an will ich überzeugen

Ich habe mehr trainiert, hab mehr Kraft, mehr Power

Mehr Ehrgeiz, mehr Willen, mehr Leistung und Ausdauer

Der Ring ist meine Bühne, die Glocke mein Signal

Für meine 6 Minuten, werden des Gegners Qual

Faust gegen Faust

Schlag gegen Schlag

Hass gegen Hass

Geblendet vom Licht

Sehe ich erst nicht

Wo ich eigentlich stehe

Als ich nach oben gehe

Hauptsache dem Feind gegenüberstehen

Kann nun von oben das gegnerische Pack übersehen

Statt dem freundschaftlichen Begrüßungsschlag zu Beginn

Trifft mich der erste Haken am Kinn

Meidbewegung, doch er wird mich weiter jagen

Diesmal trifft seine Faust in meinen Magen

Ein Moment des Gefangenseins

Sein Schlag trifft mich wieder

Fährt durch meine angespannten Glieder

Ich schlage im Takt seiner Fäuste mit, denke nicht nach, hole keine Luft, nutze den Raum, den ich habe, nicht aus. Will ihn mit seinen eigenen Mitteln bedrängen. Ihn in die Ecke zwängen.

Ohne Strategie und ohne zu überlegen

Nur eine Stimme, die mir sagt: Halte dagegen

Dagegen

Faust gegen Faust

Schlag gegen Schlag

Hass gegen Hass

Die Zuschauer steigen in den Kampf mit ein

Zwei verfeindete Seiten die gegeneinander schreien

Der Boxsport ist allseits beliebt

weil es im Ring aufs Auge gibt

Und wer sich im Leben nichts traut

wird glücklich, wenn ein anderer draufhaut

Plötzlich bin ich gefangen, in meiner eigenen Ecke

Die Seile, meine letzte Hoffnung, werden zu dünnen Fäden

Lassen mich fallen

Meinen Körper dumpf zu Boden knallen

Kurz schwarz vor Augen, bis der Ringrichter mich weckt

Dann spüre ich wie mein Ruhm verreckt

Ich hatte trainiert, hatte mehr Kraft und mehr Power

Woran es scheiterte, war nicht meine Ausdauer

Das Böse habe ich auf die gegnerische Seite verbannt

Den Menschen habe ich gar nicht gekannt

Der mir im Kampf gegenüberstand

Habe sinnlos Gewalt gegen Gewalt angewandt

Statt sich schon vorher in Hass zu verrennen

Sollte man sein Gegenüber kennen

Die Gefühle und Taten des anderen verstehen

Bevor wir zum Kämpfen auf eine Bühne gehen

Woran es scheiterte, war nicht meine Ausdauer

Sondern eine dicke Mauer

Die schützende Kabinenwand

Hinter der ich nicht verstand:

Den Gegner als einen Menschen zu sehen

Um zu bemerken, dass wir hier zusammenstehen

Ein Schritt auf jemanden zuzugehen

Heißt auch mal in mich selbst zu sehn

Entdecken, was man gemeinsam hat

Und das ist mehr als Wut und Hass

Nach dem Kampf, noch immer angeschlagen

gehe ich zum nächsten Training mit flauem Magen

Mit neuem Mut schaue ich dem Gegner ins Gesicht

Dieses Mal verlier ich nicht

Diesmal trifft meine rechte Hand

Ein großer Spiegel hängt an der Wand

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